Page 3 - Cathaya argyrophylla
P. 3
Cathaya argyrophylla | Eine Rarität unter den Nadelbäumen Vorwort | Einführung
01. Vorwort
In Deutschland und weltweit ist die Koniferen-Gattung Cat- nur eine Möglichkeit des Schutzes dar. Es ist bekannt, dass mit
haya aus China weitgehend unbekannt. Nach ihrer Entdeckung Verboten allein kein dauerhafter Schutz zu erreichen ist. Daher
im Jahr 1955 glaubte man, dass sich eine ähnlich rasante und wäre eine künstliche weltweite Verbreitung mittels Saatgut,
weltweit einmalige Verbreitung – analog der der Metasequoia analog der erfolgreichen Verbreitung (und damit Sicherung)
– entwickeln würde – doch dem war nicht so. Zwar waren von der Metasequoia glyptostroboides erfolgversprechender.
fossile Fragmente, ähnlich wie bei der Metasequoia, vor ihrer
Entdeckung bekannt, doch wurden diese zunächst einer „Abies Nach ca. 50 Jahren kamen die ersten öffentlichen, wenn auch
loehri“ beziehungsweise einer „Keteleeria loehri“ zugeordnet. begrenzten Samenlieferungen nach Europa und Amerika.
Eine größere Verbreitung ist dieser sehr seltenen und gleich-
Selbst nach ihrer Erstbeschreibung durch die chinesischen Bo- zeitig dekorativen Baumart zu wünschen. Dazu sollte eine
taniker W. Y. Chun und K. Kuang und ihrer Veröffentlichung zweimonatige Informationsreise des Verfassers nach China und
im russischen botanischen Journal, Moskau, 1958, geschah zu den Naturstandorten von Cathaya ebenso beitragen, wie die
bezüglich einer weiteren Verbreitung nichts. Das lag mögli- nachfolgenden Ausführungen zur monotypischen Gattung und
cherweise auch daran, dass die entdeckten Naturstandorte un- zu den ersten Anbauerfahrungen.
ter strikten staatlichen Schutz gestellt wurden. Dies stellt aber
02. Einführung
Der Gattungsname Cathaya bezieht sich auf den alten Namen mec (1968) und Handke (1973) ordnen diese fossile Keteleeria
des nördlichen China - „Cathay“. Der Artname argyrophylla der Gattung Cathaya zu (Schaarschmidt, F. 1990). Der neue
bezeichnet die Blattfarbe und stammt aus dem Griechischen Name wäre demnach Cathaya loehri (Geyler et Kinkelin)
(argyros = silbrig und phyllon = Blatt). Der englische Name Chun et Kuang (1958). Eine weitere fossile Cathaya-Art –
„Cathay Silver Fir“ (Silber-Tanne) ist eher irreführend, denn es Cathaya rosteli – aus dem Miozän (zweiter Lausitzer Flöz) wird
handelt sich nicht um eine Tanne; auch die silbrige Nadelfarbe von W. Schneider (1981) beschrieben.
bezieht sich lediglich auf Teile der Nadelunterseite. Die Nadel-
oberseite ist frischgrün bis dunkelgrün und die Nadelunterseite Weitere fossile Cathaya-Arten sind :
ist hellgrün und hat silbrigfarbene Stomalinien. Cathaya bergeri W. Schneider (1981),
Cathaya abchasica I. N. Svechnikova (1964) ,
Aus dem Tertiär, d. h. vor ca. 10 Mill. Jahren, sind die ersten
fossilen Belege bekannt (Farjon, A. 1990). In Veröffentlichun- Cathaya europaea I. N. Svechnikova (1964),
gen verschiedener Autoren wird wiederholt die fossile Gattung/ Cathaya van-der-burghii R .Gossmann (1991),
Art Cathaya loehri erwähnt. Diese Kombination geht zurück Cathaya sp. H. Walther (1999).
auf die Erstbeschreibung der Art „Abies loehri“ von Geyler et Die Royal Botanic Gardens, Kew, London haben als eines der
Kinkelin (1887). Eine neue Kombination wurde von Kinke- wenigen Herbare außerhalb Chinas Herbarmaterial von Zapfen
lin in Engelhardt et Kinkelin als Keteleeria loehri (Geyler et der Cathaya argyrophylla. Dieses Material kam 1982 vom Na-
Kinkelin) Kinkelin (1908) erstellt (Engel- turstandort der Guangdong-Provinz in Süd-China.
hardt, H. et Kinkelin, F. 1908). Da die Erstbeschreibung in Russland verfasst wurde, muss auch
Belegmaterial im dortigen Herbar vorhanden sein.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist die fossile
Keteleeria loehri tatsächlich Cathaya loehri, Weiter ist davon auszugehen, dass der französische Botaniker
doch ist diese Kombination noch nicht formell H. Gaussen wenige Jahre nach der Entdeckung von Cathaya
korrekt aufgestellt worden. Sowohl Chun und argyrophylla ebenfalls Herbarmaterial in der Universität Tou-
Kuang (1958), Emberger (1968) sowie Ne- louse, Frankreich, eingelagert hat (Silba, J. 2004).
Abb. 2 - Zapfen von Keteleeria loehri
Engelhardt et Kinkelin (Cathaya loehri)
3