Wollemia nobilis* W. G. Jones, K. D. Hill et J. M. Allen 1995
*Print-Version erschienen in: Volker André Bouffier, Klaus-Dietrich Gandert (Redaktion): Beiträge zur Gehölzkunde 2011. Hansmann Verlag, Hemmingen 2011, ISBN 978-3-9804283-4-7 15,00 € + Versandkosten - zu beziehen bei: Dr. med. Reinhard Weidner, Im Kleinen Hope 13, 31234 Edemissen-Abbensen Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! - oder bei: Volker André Bouffier M.A., Büdinger Str. 47, 57647 Nistertal Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Englischer Name: Wollemi Pine
Die Familie der Araucariaceae wurde durch die Entdeckung einer neuen Gattung erweitert. Zu den Gattungen Araucaria und Agathis ist nun die Gattung Wollemia zu zählen.
So sachlich stellte sich die Situation im Jahre 1994 nicht dar, als der Ranger David Noble im australischen Wollemi-National-Park in einer tiefen, unzugänglichen Schlucht mehrere große Bäume fand, die ihm unbekannt waren. Es war der Beginn einer Geschichte, die als die größte botanische Sensation des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden kann. Erst nach einiger Zeit und dem Besuch von einigen Botanikern vor Ort war klar, dass es sich um eine urtümliche Pflanze handelte, die seit über 65 Millionen Jahren als ausgestorben galt. Die Bedeutung dieses Fundes kann mit einem Fund eines noch lebenden Dinosauriers verglichen werden. Durch fossile Funde von Pflanzenteilen der Wollemia ist belegt, dass es vor ca. 100 Millionen Jahren riesige Waldbestände dieser Bäume rund um den Erdball gab.
Wenn der von Darwin geprägte Ausdruck von einem „lebenden Fossil“ einen berechtigten Bezug hat, dann zu der urtümlichen Wollemia. Andere Koniferen-Gattungen, die in diesem Zusammenhang genannt werden sind die südamerikanische Araukarie (Araucaria angustifolia und Araucaria araucana), der nordamerikanische Mammutbaum (Sequoia und Sequoiadendron) und die chinesischen Gattungen Ginkgo (Ginkgo biloba) und Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides).
„Es ist schon etwas Besonderes: Die Wollemia lebt seit ca. 100 Millionen Jahren auf dieser Erde! Auch über die vergleichsweise kurze Dauer unserer Zeitrechnung mit 2000 Jahren blieb die Wollemia unbemerkt. Selbst die Entdeckung Australiens 1605 und die folgenden ereignisreichen Jahre mit großen Veränderungen in allen Bereichen, überstand die Wollemia unbeschadet. Auch die vorausschauende Sicherung von Naturlandschaften durch Ausweisung von mehreren National-Parks in Australien – so auch des Wollemi-National-Parks – hatte keinen Einfluss auf die verborgen gebliebenen Canyons der Wollemi Pine.
Heimat der Wollemia
Die Wollemia wurde in unzugänglichen, tiefen Canyons des Wollemi National Parks entdeckt. Dieser liegt zusammen mit dem Yengo National Park und dem Blue Mountains National Park etwa 200 km nordwestlich von Sydney und hat eine Größe von ca. 500.000 ha. Er ist von zahllosen Flüssen durchzogen, die im Laufe der Zeit tiefe Canyons ausgebildet haben. Es handelt sich um ein schwer zugängliches Gebiet, das auf seinen Hochflächen oft von Buschbränden heimgesucht wird. Hier, in einem der tiefen Canyons wurde die Wollemia entdeckt und bald nach ihrer Entdeckung zu ihrer eigenen Sicherheit mit Recht strikt von der Außenwelt abgeriegelt. Dies geschah zum Schutz der drei kleinen Bestände mit insgesamt nicht mehr als 100 Exemplaren. Nur wenige Wissenschaftler dürfen unter Beachtung einiger Schutzvorschriften die Naturstandorte besuchen. Die genauen Standorte bleiben zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Gattung geheim.
Schutz und Vermehrung
Zur Erhaltung der Gattung wurden Samen und Stecklinge (auch Meristem-Vermehrung) gesammelt um außerhalb des Naturstandortes weitere Populationen aufzubauen. Auch die Verbreitung der Gattung über den Verkauf von Jungpflanzen wurde durch eine australische Baumschule betrieben und sollte zum Erhalt beitragen. Die ersten Jungpflanzen wurden vom Auktionshaus Sothebys in London versteigert und erbrachten einen Erlös von 1,5 Millionen Dollar. Vertraglich ist geregelt, dass von jedem Verkauf einer Wollemi Pine ein gewisser Betrag der Forschung und der Erhaltung des Naturstandortes zugute kommt. Zwischenzeitlich ist die Vermehrung zu einer Routinearbeit geworden, denn die Stecklingsvermehrung funktioniert problemlos und die weltweite Vermarktung ebenfalls. Nach den ersten sehr teuren Pflanzenpreisen kann heute jedermann schon für 39.- € eine Pflanze im Fachhandel erwerben.
Standort und Pflege
Die Temperaturen am Naturstandort variieren von –5 °C bis +45 °C. Offensichtlich verträgt die Wollemia nach Freiland-Auspflanzungen in Europa, Japan und Amerika doch einige Frostgrade mehr. Im Botanischen Garten Meran hat ein etwa 5 m hohes Exemplar –12 °C ohne Schäden überstanden. Daraus darf allerdings nicht der Schluss gezogen werden, dass noch tiefere Minusgrade ohne Schaden möglich sind. Es darf vermutet werden, dass die Wollemia nicht zu einem Allerweltsbaum in unseren Parkanlagen und Gärten werden wird, sondern nur an bestimmten, besonders klimatisch bevorzugten Standorten in Deutschland zu einem ansehnlichen kleinen Baum heranwachsen wird. Dagegen sind die Voraussetzungen für eine dauerhafte Etablierung in den mediterranen Bereichen oder in westeuropäischen Küstengebieten natürlich wesentlich günstiger. Nach ersten Auspflanzungen ins Freiland haben botanische Gärten, aber auch Privatpersonen in Deutschland keine guten Erfahrungen gemacht. Diese reichen von deutlichen Blattschäden trotz Winterschutz bis hin zu häufigen Totalausfällen infolge Frost. Bei einer Freilandpflanzung kann bei Beachtung einiger Regeln ein gewisser Erfolg möglich sein. Wie bei chilenischen Araucaria-Pflanzen sollte der Standort sehr gut drainiert sein, wenn möglich an einem Hang liegen, sich von der Wintersonne abgewandt befinden und einen Seitenschutz aus anderen Bäumen oder einer Mauer haben. Eine Düngung der Freilandpflanzen ab etwa Juli sollte nicht mehr stattfinden um ein rechtzeitiges Verholzen der Triebe vor dem Winter zu erreichen. Ungeeignet sind schwere, verdichtete Böden und reine Südlagen wegen der Gefahr der Frosttrocknis (Gefrorener Boden bei gleichzeitiger Sonneneinstrahlung). Die Niederschlagsmenge und die Luftfeuchtigkeit sind wesentliche Voraussetzung für die Freilandpflanzung. Bei einer Niederschlagsmenge von unter 1000 mm fühlt sich die Araucaria und die Wollemia auf Dauer nicht so wohl.
Als Winterschutz wird eine dicke Abdeckung des Wurzelraumes mit Rindenmulch, mit einer Reisigpackung oder mit anderem empfohlen, damit der Wurzelraum nicht durchfriert und die (eingeschränkte) Assimilation weiter funktionieren kann. Empfohlen wird ein Seitenschutz aus Reisig oder Schilfmatten der nach oben offen bleibt. Ein völliges Einbinden der immergrünen Pflanze sollte nicht stattfinden.Bei der Verwendung als Kübelpflanze sollte ebenfalls eine Drainageschicht (z. B. Blähton, gekörnte Ziegel) im unteren Topfbereich vorhanden sein, um das Ablaufen überflüssigen Gießwassers zu gewährleisten. Auf keinen Fall darf Staunässe entstehen. Eine Fließlage zwischen der Drainageschicht und der Pflanzerde, in die die Wollemia gepflanzt werden soll, verhindert ein Abschwemmen der Erde in die Drainage.
 Wollemia nobilis Eine 8-jährige Pflanze im Spätjahr 2009 Foto © H. Nimsch, 2010 |