Taiwania cryptomerioides HAYATA
Die Taiwania ist in China, Taiwan, Burma und Vietnam beheimatet. Sie gehört zur Familie der Taxodiaceae und wird als höchster Baum Südost-Asiens bezeichnet.
Taxonomie Die Taiwania wurde 1904 von KONISHI auf der Insel Formosa (Taiwan) entdeckt und 1906 von HAYATA beschrieben. GAUSSEN beschrieb 1939 eine Taiwania flousiana. Diese hat heute nur noch den Rang einer Varietät, da die Unterschiede zur Taiwania cryptomerioides nur sehr gering sind. Einige Botaniker haben diese Varietät in die Art einbezogen. G. KOIDZUMI beschrieb 1942 eine Taiwania fushuensis (Yendo) und eine Taiwania yunnanensis. Beide sind wegen geringer Unterschiede in die Taiwania cryptomerioides einbezogen worden.
Verbreitung Taiwania cryptomerioides ist auf der Insel Taiwan beheimatet. Die Taiwania cryptomerioides var. flousiana ist auf dem chinesischen Festland (Yung-Tschan-Salwen und Salwen-Kien-Chang), in Ober-Burma (Myanmar) und in Vietnam verbreitet.
 Taiwania cryptomerioides Verbreitungsgebiet aus: China Plant Red Data Book
Beschreibung Die bis 2000 Jahre alt werdenden Taiwanien sind hohe, immergrüne Bäume mit Maximalhöhen von 75 m. Die pyramidale Kronenform des jungen Baumes verändert sich im Alter in eine abgerundete oder stark aufgelöste Kronenform. Der Stamm erreicht maximal 3,5 m Durchmesser und hat eine braungraue, längsrissige Rinde. Die juvenilen Blätter sind nadelförmig, blaugrün, bis 18 mm lang und laufen mit breiter Basis am Zweig herab. Die adulten Blätter sind deutlich kürzer, 1,5 – 9,0 mm lang, pfriemlich oder schuppenförmig. Die Zapfen sind fast kugelig und 8 – 12 mm lang. Die oberen und unteren Samenschuppen sind taub – die ca. 20 mittleren Samenschuppen haben je 2 Samenanlagen (Unterschied zu Cryptomeria – 3 Samenanlagen).
Taiwania cryptomerioides var. crypotmerioides aus: China Plant Red Data Book
Taiwania cryptomerioides var. crypotmerioides Zweigstück (l.), Zapfenschuppe außen (r. o.) Same mit Flügel (r.u.) aus: China Plant Red Data Book
Taiwania cryptomerioides var. crypotmerioides adulter Zweig mit Zapfen aus: China Plant Red Data Book Die Taiwania cryptomerioides var. flousiana unterscheidet sich von der Art durch kürzere juvenile Nadeln – nur 14-20 mm - und durch bis 14 mm lange, adulte Schuppen-Nadeln. Die Zapfen haben eine länglichere Form und sind mit 14 – 20 mm deutlich länger als die der Art. Wahrscheinlich gehören alle Taiwania-Vorkommen auf dem chinesischen Festland zu dieser Varietät.
Taiwania cryptomerioides var. flousiana aus: China Plant Red Data Book
Taiwania cryptomerioides var. flousiana Zweig mit unreifem Zapfen (l.), Zweig vergr. (r.) aus: China Plant Red Data Book
Taiwania cryptomerioides var. flousiana Adulter Zweig mit Zapfen aus: China Plant Red Data Book
Taiwania cryptomerioides var. flousiana Zapfenschuppe außen (l.), Same mit Flügel (r.) aus: China Plant Red Data Book
Der Chromosomensatz ist: 2n = 22 Das Holz der Taiwanie ist leicht bearbeitbar, wird als Bauholz sehr geschätzt, wird zum Boots- und Brückenbau verwendet und eignet sich zur Papierherstellung. Die guten Holzeigenschaften haben eine dauernde Übernutzung zur Folge, so dass die Taiwanie in ihrem Bestand sehr stark reduziert wurde. Gelegentlich wird die Taiwania zu Neu- aufforstungen herangezogen.
Ökologie In der Regel ist die Taiwanie in Höhenlagen von 500-2800 m über NN als Einzelbeimischung in Nadel- Laub- und immergrünen Wäldern verbreitet. Gelegentlich wächst sie auch in kleineren Reinbeständen. In den gemäßigten Klimaten Mittel- und Süd-Chinas ( Provinz Hubei, Guizhou, Sichuan, Yunnan) kommt sie ebenso vor, wie in den Gebirgswäldern von Yunnan und Burma. Sie ist aber auch in den regenreichen Tropen- und Subtropenwäldern von Vietnam anzutreffen. In Taiwan ist die Taiwania cryptomerioides in 1800 – 2600 m Höhe am Mt. Morrison als Mischbaumart anzutreffen. Sie wächst hier zusammen mit Chamaecyparis formosensis, Chamaecyparis obtusa var. formosana, Cunninghamia konishii und sommer- und immergrünen Laubwäldern. Nach Konishi ist das Klima am Naturstandort in Taiwan ausgeglichen und gleichmäßig kühl, während in den feuchten Gebirgsregenwäldern von Yunnan und Burma keine Unterbrechung der Vegetationsperiode eintritt und damit auch kaum Unterschiede zwischen der Früh- und Spätholzbildung zu erkennen sind. Hier in den Gebirgen S–Yunnans und N–Burmas ist die Taiwanie ebenfalls mit sommer- und immergrünen Laubbaumarten sowie mit Tsuga dumosa und Pinus wallichiana vergesellschaftet. In Vietnam tritt die Taiwanie meist in Einzelmischung in immergrünen Laubmischwäldern in subtropischen und tropischen Klimaten auf und kommt in den Gebirgslagen gelegentlich mit Abies fansipanensis, Calocedrus macrolepis, Cunninghamia konishii, Fokienia hodginsii, Keteleeria evelyniana, Tsuga dumosa, Dacrycarpus imbricatus, Podocarpus neriifolius, Amentotaxus argotaenia u. a. vor.
Die Schutzkategorie 3 „vulnerable“ wird ihr von der IUCN – International Union for Conservation of Nature- zugeordnet.
Im Arboretum Freiburg-Guenterstal wurden die ersten Taiwanien 1988 in der Abt. 4 am Nordhang, in der Abt. 14 am Westhang und in der Abt. 7 am Südhang gepflanzt. Die Auspflanzung erfolgte jeweils im Schutze eines lockeren Schirmes von alten Bäumen. Die Jungpflanzen wurden mit einer sog. Drahthose gegen Wild geschützt. Leichte Nadelschäden infolge Frost von minus 15° C hatten keine Dauerschädigung zur Folge. Nassschnee führte zu Wipfelbruchschaden. Die größte Taiwanie im Arboretum hat ca. 8 m Höhe erreicht und wächst sehr gut. Eine bedingte Anbauempfehlung für Hanglagen und unter dem Schutz von Altbäumen kann gegeben werden. Die Taiwania wird nach Hardiness Zone of Europe and North America in die Winterhärtzone 8 eingestuft.
Literatur
Farjon, A., 2008: A natural history of conifers, Timber Press, Portland, Oregon, USA
Krüssmann, G., 1983: Handbuch der Nadelgehölze, Verlag P. Parey, Berlin, Hamburg
Jagel, A., Knopf, P.: Blühende Zapfen der Taiwanie im Botanischen Garten Düsseldorf. Erstmals in Mitteleuropa? Deutsche Dendrologische Gesellschaft, Jahrbuch N° 92.
Internet: www.eFloras.org, Flora of China
H. Nimsch, November 2008 |