Abies numidica de Lannoy ex Carriére 1866
Syn.: Abies pinsapo var. barborensis Coss. 1866 Abies barberiensis Letourneux 1866; Abies pinsapo var. numidica (de Lannoy ex Carriére) Salomon 1884
Verbreitung
Der bis 20 m (maximal 25 m) hoch werdende, langsam wachsende Baum ist heute nur noch auf Rest-Areale seiner ehemals großen Verbreitung geschrumpft. Die Angaben von noch 1000 ha bedürfen sicher einer Korrektur nach unten, obwohl die Restbestände der Tanne seit 1935 als Teil des National-Parks geschützt sind. (Nach IUCN nur noch 1 km² Restbestand). Die Verbreitungsflächen befinden sich in schattigen NW-Lagen der Kamm- und Gipfelbereiche des Mt. Babor und Mt. Tababor in den Djebel Babor Mountains in 1800 bis 2000 m Höhe über NN, etwa 45 km südöstlich von Bougie in N-Algerien.

Verbreitungskarte 1 - A. pinsapo, 2 - A. marocana 3 - A.tazaotana 4 - A. numidica
Beschreibung
Am natürlichen Standort wachsen die Tannen zu tiefbeasteten, kurzschäftigen, Bäumen mit dunkelgrünen Kronen heran. Diese sind infolge von Sturm-, Schnee- und Rauhreif-Schäden oft zu krummen und abstrakten Gestalten geformt. Die dicht dunkelgrüne Benadelung der Kronen vermittelt den Eindruck eines dunklen Waldes. Die jungen Zweige haben eine grünlich-gelbe bis glänzend rot-bräunliche Färbung und sind unbehaart. Sehr typisch sind die an der Basis um 45° bis 90° gedrehten Nadeln, im Unterschied zu denen von Abies pinsapo und Abies marocana. Die dicken, flachen Nadeln sind an der Trieboberseite sehr dicht gestellt, 15 bis 20 mm lang und stehen schraubig gestellt, radial vom Zweig ab. Stomata befinden sich auf beiden Seiten – an der Nadeloberseite jedoch nur nahe der Nadelspitze. Die Harzkanäle der Nadeln sind marginal angeordnet. Die Zapfen werden bis 20 cm lang, ihre stumpfe Spitze ist charakteristisch. Sie reifen im November. Die Deckschuppen sind vollständig verborgen. Die Samen sind 12 bis 14 mm lang und die Samenflügel sind länger als das Samenkorn. Alle Tannen-Arten sind, wie auch Abies numidica, monözisch.

Abies numidica Nadelquerschnitt Zeichnung nach Liu: A monograph of the genus Abies
Ökologie
Alle nordafrikanischen Tannen-Arten, einschließlich Abies pinsapo, sind Baumarten des mediterran-montanen, sommertrockenen Klimas, das sich durch trocken-heiße Sommer und kühl-humides Klima mit schneereichen Wintern während der verbleibenden Jahreszeit auszeichnet. Die Jahresniederschläge betragen 1300 bis 1500 mm. Die Tanne wächst am heimatlichen Standort auf lehmig-sandigen Kalksteinbraunerden in einzel-oder truppweiser Mischung zusammen mit Sobus aria, Sorbus torminalis, Taxus baccata, Quercus faginea, Acer campestre, Acer monspessulanum, Populus tremula in den unteren Berglagen. In den hohen Gebirgslagen ist die Cedrus atlantica beigemischt. Außerhalb ihres Verbreitungsareales wächst sie auch auf anderen Böden gut. Sie ist mit der blaunadeligen Form Abies numidica 'Glauca' ein sehr dekorativer Baum und mit anderen gärtnerischen Zuchtformen in vielen Arboreta und Botanischen Gärten in Europa vertreten. Hierbei handelt es sich um selektionierte, vegetativ vermehrte Auslesepflanzen, die genetisch deutlich eingeschränkt sind - nicht um die am Naturstandort vorkommende dunkelgrüne bis bläulich-grüne Naturform. Von dieser Wildform wurden vor ca. 30 Jahren vom Autor einige Pflanzen im Arboretum Freiburg-Günterstal gepflanzt, die sich gut entwickelt haben, aber nicht dem Typus der allbekannten und weitverbreiteten Abies numidica 'Glauca' entsprechen. Dieser Umstand sollte bei Art-Bestimmung und fotographischer Darstellung mehr beachtet werden. Die Winterhärte für mitteleuropäische Verhältnisse ist begrenzt. Über minus 20° hinaus gehende Temperaturen können zum Absterben älterer Bäume oder zur Bildung von Frostrissen führen. Die Art ist infolge des jahreszeitlich späten Austriebes nicht spätfrostempfindlich. Pflanzungen in West-Deutschland haben aufgrund klimatischer Gegebenheiten natürlich Vorteile gegenüber Ost-Deutschland.
Gefährdung
Am heimatlichen Standort haben jahrelanger Raubbau und Waldweide die Tannen-Wälder deutlich reduziert. Auch die Waldbrandgefahr wird eine bleibende Gefährdung darstellen. Da im Bereich des National-Parks auch die Waldweide untersagt wurde, lässt ein weitgehender Schutz der Restbestände im National Park-Bereich auf den Erhalt der letzten Tannen-Naturwälder hoffen. Nach IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) ist die Art in die Schutzkategorie CR - Critically Endangered - eingestuft.
Literatur
Farjon A.: Handbook of the World’s Conifers Brill, Leiden, Boston, 2010
Debreczy Z. & Rácz I.: Conifers Around the world, Vol.1. Dendropress Ltd. Budapest, 2011
Liu T.S..: A Monograph of the Genus Abies Department of Forestry, Coll. Agriculture, National Taiwan University, Taipei, 1971
Mayer H.: Marokkanische und numidische Tanne im nordafrikanischen Atlas, Forstwissenschl. Centralblatt 84,309- 324, 1965
Mayer H.: Mediterran-montane Tannen-Arten und ihre Bedeutung für Anbauversuche in Mitteleuropa, Cbl. F. d. Ges. Forstwesen, 98, 223-241, 1981
Mayer H.: Waldbauliche Probleme in Gebirgswäldern des Maghreb (Nordafrika), Cbl f. d. Ges. Forstwesen 100, 1-16, 1983
Schütt P..: Tannenarten Europas und Kleinasiens ecomed-verlagsgesellschaft mbh & Co.KG, Landsberg/Lech, 1994
Trabut L.: Le Sapin du Maroc Abies marocana Trab. (Soc. Bot. Fr.,1906) Bull. Soc. Bot. France 75, 897-902, 1928

Abies numidica Zweig eines jungen Baumes in Saverne, Vogesen, Frankreich Foto: © H. Nimsch

Abies numidica Briefmarke Algerien

Abies numidica Solitär Quelle: european-trees.com |
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Namen Deutsch: Algier-Tanne, Numidische Tanne Englisch: Algerian Fir Französisch: Sapin du Numidie, Sapin d’Algérie Familie Pinaceae | Unterfamilie Abietoidae
Abies numidica Solitär am Naturstandort Djebel Babor Mountains. Foto: © N. Yahi

 Abies numidica A. Zweig B. Knospe C. Zapfen D. Zweigausschnitt mit zurückgewendeten Nadeln E. Nadelober- und -unterseite F. Nadelbasis und Nadelspitze G. Nadelspitzen. H. Nadelspitze und Nadelbasis (vergrößert) I. Nadelspitze abgestutzt und gekerbt, Nadelbasis gedreht J. Nadelquerschnitt. K. Zapfenschuppen innen- und außen L. Deckschuppe M. Samenkorn mit Flügel, innen und außen Zeichnung nach Liu: A monograph of the genus Abies

Abies numidica Zweigoberseite Foto: © H. Nimsch

Abies numidica Zweigunterseite Foto: © H. Nimsch

Abies numidica (wahrscheinlich Abies numidica 'Glauca') Harzfreie Winterknospe Quelle: plantoregon.com

Abies numidica Männliche Blüten Quelle: fotolog.com

Abies numidica Zapfen im Arboretumg Freiburg-Günterstal Foto: © H. Nimsch

Abies numidica (wahrscheinlich Abies numidica 'Glauca') Zapfen im Arboretumg Freiburg-Günterstal Foto: © H. Nimsch

Abies numidica Solitär Quelle: lesarbres.fr

Abies numidica Junger Baum in Algerien Quelle: algerie-dz.com
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