Ein kleines Beispiel für die Zusammensetzung der Braunkohlewälder vergangener Zeiten wird im Arboretum des Stadtwaldes Freiburg gezeigt. Zur Information der geschichtlichen Zeitabläufe wurde eine Informationstafel aufgestellt. Die theoretische Erklärung darauf wird durch angepflanzte Baumarten, deren Vorfahren schon zur Bildung der Braunkohle beitrugen, praktisch ergänzt.
[Informationstafel 'Der Braunkohlewald', PDF, 600 KB] 
Die ersten Wälder unserer Erde entstanden jedoch Millionen Jahre vor den Braunkohlewäldern. Diese Zeit der Steinkohlewälder wurde erdgeschichtlich als Karbon-Zeitalter – nach dem lateinischen Wort carbon = Kohle bezeichnet. Im Karbon – einem erdgeschichtlichen Zeitraum von 65 Millionen Jahren – beginnend 355 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung - entstanden die ersten Steinkohlewälder. Die Zusammensetzung dieser Wälder hatte, verglichen mit unseren heutigen Vorstellungen von Wäldern, ein völlig anderes Aussehen. An der Bildung karbonischer Kohlen waren vor allem Farnpflanzen beteiligt, die zu dieser Zeit ein prägendes Element waren. Zu den Bäumen des Karbon zählten Schuppenbäume, Siegelbäume und Calamiten, deren Nachfahren als krautige Pflanzen auch heute noch existent sind (Bärlappe und Schachtelhalme). Des weiteren zählten dazu Baumfarne, Cordaiten, Farnsamer und andere.
 Rekonstruktion eines Steinkohlewaldes: Links oben Zweige mit Blättern und Sporophyllähren von Lepidodendron, nach rechts Stämme davon und von Sigillaria, dazwischen Wedel mit Samenbildung von Neuropteris sowie die dünnen Sprossen von Lyginopteris (beide Pteridospermen); Mitte vorne Sphenophyllum, hinten Farne mit riesiger Ur-Libelle sowie weitere Bärlappbäume; rechts Calamites. (Museum of Natural History, Chicago). Aus Strasburger: Lehrbuch der Botanik. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, New York.
Im Perm und vor allem im Mesozoikum nehmen die Anteile der Gymnospermen weiter zu. An der Bildung tertiärer Kohlen waren die Gymnospermen zwar hauptsächlich beteiligt, doch waren auch schon die heute verbreiteten Angiospermen anteilig vertreten. Die Braunkohlewälder wurden aus Baumarten des Tertiärs gebildet, deren Nachfahren auch in den Wäldern unserer Zeit noch verbreitet sind. Zwar ging die Zahl der Arten in Europa später, bedingt durch die Eiszeiten, deutlich zurück, doch haben einige dieser „Tertiär-Baumarten“ in anderen Teilen der Welt überlebt. Zu den „Tertiär-Baumarten“, die in Amerika, Ostasien und anderen Teilen der Welt überlebt haben, zählen die Nadelbaumgattungen Sequoia Mammutbaum), Taxodium (Sumpfzypresse), Metasequoia Urweltmammutbaum), Keteleeria (Stechtanne), Cunninghamia (Spießtanne), Pseudotsuga (Douglasie), Podocarpus (Steineibe), Cryptomeria (Sicheltanne), Sciadopitys (Schirmtanne), Pseudolarix (Goldlärche), Glyptostrobus (Wasserfichte), Widdringtonia (Afrikazypresse), Tetraclinis (Gliederzypresse), Libocedrites (Schuppenzeder), Callitritis, Ginkgo, Araucaria, Cathaya, Taiwania und die Laubbaumgattungen Liriodendron (Tulpenbaum), Nyssa (Tupelobaum), Styrax (Storaxbaum), Magnolia (Magnolie), Cyrilla (Lederholz), Sophora (Schnurbaum), Alsophila = Cyathea (Baumfarn), Kadsura (Kadsura-Liane), Lindera (Fieberstrauch), Liquidambar (Amberbaum), Stewartia (Scheinkamellie), Meliosma u.a. Darüber hinaus gab es noch viele weitere Gattungen, die nachgewiesenermaßen ehemals in Europa wuchsen. Diese Gattungen sind in Europa kaum bekannt oder werden wegen fehlender Winterhärte nicht angepflanzt.
Von den oben genannten „Tertiär-Pflanzen“ wurden folgende Gattungen aus ihren heutigen Verbreitungsgebieten außerhalb Europas im Umfeld der Braunkohle-Informationstafel am Günterstäler Spazierweg gepflanzt.
Nadelbäume |
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Laubbäume |
Araucaria |
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Cyrilla |
Cryptomeria |
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Lindera |
Cunninghamia |
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Liquidambar |
Ginkgo |
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Liriodendron |
Metasequoia |
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Magnolia |
Pseudolarix |
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Meliosma |
Pseudotsuga |
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Nyssa |
Sciadopitys |
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Sophora |
Sequoia |
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Stewartia |
Taiwania |
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Taxodium |
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Durch das Auspflanzen einiger ausgewählter, baumartiger „Braunkohlepflanzen“ aus anderen Erdteilen soll dem Besucher des Arboretums die Verbindung von früheren zu heutigen Wäldern näher gebracht werden.
H. Nimsch, Juni 2009
 Liriodendron tulipifera Der größte Baum aus dem Osten der USA mit dem typischen Blatt. Foto:© H. Nimsch  Cathaya argyrophylla eine erst 1955 entdeckte Koniferen-Gattung aus China. Foto:© H. Nimsch
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